Rhein-Radweg | Von Koblenz bis zum Bodensee

21 Sep 2020 | Radtouren, Rhein - Radweg

Rhein-Radweg: 1.200 km auf dem EuroVelo 15

Der Rhein-Radweg oder EuroVelo 15, ist einer der modernsten Radwege der Welt und führt dich auf 1.233 Kilometern durch vier europäische Länder und unzählige Kulturlandschaften. Dabei sind das schweizer Alpenpanorama, die deutschen Weinberge, die elsässische Kulinarik und der holländische Meerblick nur einige Highlights, die dich auf deiner Reise erwarten werden. 

Wir sind mit Zelt und Schlafsack im Gepäck einen großen Teil des Rhein-Radwegs gefahren. Dabei waren wir von Koblenz bis zum Bodensee knapp zweieinhalb Wochen auf dem Velo 15 unterwegs und was sollen wir sagen? Wir sind hin und weg! Noch nie sind wir abwechslungsreicher und naturnaher durch Deutschland gereist! 

Damit du weißt, wovon wir reden, beginnen wir gleich mit fünf unglaublichen Fakten über den Rhein:

1. Der Rhein ist der wasserreichste Fluss Deutschlands. Auch wenn die Donau deutlich länger, ach was sagen wir,  mehr als doppelt so lang ist, befördert kein anderer deutscher Fluss so viel Wasser wie der Rhein – durchschnittlich 2330 m³/s. Nicht ohne Grund gehört der Rhein zu den wirtschaftlich wichtigsten Flüssen Europas.

2. Der Rhein beherbergt den zweitgrößten Wasserfall Europas. Der sogenannte Rheinfall ist mit einer Höhe von 23 Metern und einer Breite von 150 Metern eine der größten Attraktionen, die der Fluss zu bieten hat. Jährlich besuchen tausende Touristen den Rheinfall in Schaffhausen (Schweiz). Wirklich lohnenswert!

3. Was viele nicht wissen: Der Rhein ist eine internationale Grenze. Schon seit langer Zeit bilden Teile des Oberrheins  eine natürliche Grenze zwischen Frankreich und Deutschland. Netten Radlern auf der anderen Fluss-Seite kannst du dort ein freundliches “Bonjour” zurufen.

4. Im Basler Stadtzentrum treibt die Bevölkerung mit bunten Wickelfischen durch den Rhein. Diese Schweizer Tradition heißt Rheinschwimmen und wird dort vor allem an heißen Sommertagen praktiziert. Immer mit dabei ist ein wasserdichter – oftmals knallbunter –  Sack, der Kleider und Wertsachen beim 2 km langen Treiben durch die Stadt trocken wieder an Land bringt.

5. 1966 schwamm ein Wal in den Rhein! Dieser weiße Wal wurde „Moby Dick“ getauft. Er schwamm rheinaufwärts bis nach Bonn in Deutschland und kehrte dann wieder zurück in die Nordsee.

Konnten wir dir den Rhein schon schmackhaft machen? Dann findest du in diesem Artikel unsere geballte Ladung an Tipps und Erfahrungen zum EuroVelo15, damit deine Reise entlang des Rheins unvergesslich wird!

Wie lang ist der Rhein-Radweg? Wo beginnt und wo endet er?

Der Rhein ist der zehntlängste Fluss Europas und gehört zu den verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt. Bevor dieser allerdings befahrbar wird, entspringt der Rhein inmitten der Schweizer Alpen, unweit der Ferienregion Andermatt. 

Von dort fließt er durch das alpine Rheintal bis an den Bodensee. Anschließend strömt er als Rheinfall durch Schaffhausen bis nach Basel und schließlich über die Grenze nach Deutschland. 

Durch die schöne Natur der Rheintalebene fließt er immer weiter in Richtung Norden und durchquert das burgenreiche Mittelrheintal sowie die sehenswerte Stadt Köln. Schlussendlich mündet er dann im niederländischen Hoek van Holland bei Rotterdam in die Nordsee. 

Der flächenmäßig größte Teil des Rheins liegt dabei in Deutschland, gefolgt von der Schweiz, Frankreich, Österreich und den Niederlanden. Aufgrund seiner Länge von 1.233 Kilometern wird der Rhein in folgende Abschnitte gegliedert:

  • Alpenrhein
  • Hochrhein
  • Seerhein  (Bodensee), 
  • Oberrhein
  • Mittelrhein
  • Niederrhein 

sowie die Mündungsarme des Deltarheins.

Welche und wie viele Etappen gibt es auf dem Rhein-Radweg?

Der Rheinradweg ist knapp 1.200 km lang und führt dich die meiste Zeit direkt am Rhein entlang. Die offizielle EuroVelo Seite gibt keine Etappenvorschläge an und viele Radfahrer nutzen die Möglichkeit nur Teilabschnitte des Rhein-Radwegs zu befahren. 

So gilt zum Beispiel die Mittelrhein – Strecke von Koblenz nach Mainz mit ihren 30 Burgen und zahlreichen Weinbergen als eine der beliebtesten Touren am Rhein. Sie kann in nur wenigen Tagen befahren werden und ist ein wirkliches Highlight!

Die Länge und die Anzahl deiner Etappen ist natürlich immer von deinen individuellen Wünschen, deiner Kondition sowie deiner Zeit abhängig. Wichtig ist, du solltest dich nicht stressen, denn der Weg ist das Ziel!

Wer sich wie wir, trotzdem gerne an bestehenden Etappen orientiert, kann bei der Fahrrad-App Komoot vorbeischauen. Dort wird die gesamte Route in 24 Etappen gegliedert, die im Schnitt 70 km lang sind und in 3 bis 4 Stunden gut zu schaffen sind. 

Wir haben uns im groben an diese Planung gehalten, für uns gehören jedoch Sightseeing und kulinarische Experimente ebenso zu einer Radtour dazu, wie das Fahren selbst. Daher bleiben wir gerne auch mal einen Tag länger in gebuchten Unterkünften und schauen, dass diese in interessanten Orten liegen.

Die folgenden Etappen werden von der Quelle bis zur Mündung vorgeschlagen:

Andermatt → Disentis → Chur → Buchs → St. Margarethen

St. Margrethen → Kreuzlingen (durch die Schweiz)

St. Margrethen → Kressbronn → Radolfzell → Konstanz (durch DE)

Kreuzlingen (Konstanz) → Schaffhausen (Wangen am Untersee) → Bad Zurzach (Hohentengen am Hochrhein) → Rheinfelden (Bad Säckingen)

Basel (Lörrach) → Breisach → Kehl (Straßburg) → (**Abstecher Heidelberg) → Wörth (Karlsruhe) → Ludwigshafen (Worms) → Nierstein (Mainz)

Nierstein → (zusätzlicher Stopp: Rüdesheim)Bacharach (Kaub) → Koblenz → Bonn

Bonn → Leverkusen → Duisburg → Niedermörmter

Niedermörmter → Arnhem → Geldermalsen → Dordrecht → Hoek van Holland

* die geklammerten Ziele sind unsere alternativen Zwischenstopps, weil sie zum Beispiel auf der anderen Rheinseite oder in einem sehenswerten Ort liegen.

** Bei Manheim fließt der Neckar in den Rhein.Von dort haben wir einen Abstecher in die Studentenstadt Heidelberg gemacht. Wenn du Zeit hast, solltest du das unbedingt auch tun!

Wie findest du dich auf dem Rhein-Radweg zurecht?

Der Rheinradweg ist ein europäischer Fernradweg und heißt daher offiziell EuroVelo 15. Seit 2002/2003 ist ein überregionales Interesse am Ausbau und einer gemeinsamen Ausschilderung des Rhein-Radwegs entstanden. Deshalb begleitet dich als gemeinsames Zeichen auf der gesamten Strecke das blaue EuroVelo 15 Symbol. Darauf findest du stets die weiße 15 im Sternenkreis der EU. In einigen Regionen ist zusätzlich ein gelber Fahrradfahrer auf den Schildern zu entdecken.

Das EuroVelo 15 Symbol findest du stets an den Hauptwegweisern der Fahrradwege, welche sich an Knotenpunkten befinden. Leider unterscheiden sich diese je nach Land und Bundesland deutlich im Aussehen und in der Häufigkeit des Auftretens. Während die deutschen und französischen Wegweiser weiß sind und Informationen zu Richtungen sowie Kilometerangaben enthalten, sind die Schilder in der Schweiz rot und ohne Informationen zu Entfernungen versehen. In der Schweiz ist der Streckenabschnitt Basel-Bodensee zusätzlich als Rhein-Radweg 2 ausgeschildert.

Rhein Radweg EuroVelo15 Zeichen
Rhein Radweg Wegweiser Deutschland
Rhein Radweg Wegweiser Schweiz

Wir konnten überwiegend ohne Karten und digitale Maps fahren, haben aber mindestens einmal vorweg die Streckenführung auf der EuroVelo Seite oder bei Komoot gecheckt. Außerdem musst du immer ein wachsames Auge haben, um nicht eines der Schilder zu verpassen.

Auf der EuroVelo – Website erhältst du außerdem Auskünfte über den aktuellen Ausbau des Radwegs. So gibt es Teilabschnitte, die ausgebaut, ausgeschildert und sogar zertifiziert sind, während andere Teile noch im Ausbau oder erst in der Planung sind.

Für uns war diese Karte immer dann hilfreich, wenn es um die Frage ging, auf welcher Rheinseite wir weiterfahren wollen. Der Streckenzustand ist durch die typischen Ampelfarben gekennzeichnet, sodass du schnell erkennen wirst, welche Rheinseite oder Strecke für die aktuelle Etappe am besten geeignet ist.

Mann fährt auf dem Rheinradweg in Straßburg

Wie schwer ist der Rhein-Radweg zu befahren?

Diese Frage ist nicht ganz einfach zu beantworten. Es hängt natürlich immer von deiner persönlichen Kondition ab. Wir hatten das Gefühl, die meiste Zeit auf gepflegten, asphaltierten Wegen zu fahren, welche mit einem normalen Trekkingrad und einer guten Grundkondition einfach zu befahren sind. Allerdings führt dich der Radweg hin und wieder auch über Schotterwege, die deutlich anstrengender sind. Vor allem auf dem Rheindamm bei Iffezheim hat dies die eine oder andere Fluch – Attacke ausgelöst.

Außerdem wirbt die EuroVelo 15 – Website mit einer europaweiten Zertifizierung die bestätigt, dass große Abschnitte des Rhein-Radweges für alle Radfahrer geeignet sind, unabhängig von Fitness und Fähigkeit.

Trotzdem gilt: Wenn du auf der Strecke zwischen Basel und Bodensee durch das Alpenvorland radelst, bleiben Steigungen nicht aus. Wir waren allerdings überrascht, wie gut diese mit normalen Fahrrädern zu bewältigen sind.

Zum Glück fließt der Rhein überwiegend durch Täler, sodass es keine reinen Berg-Etappen gibt. Meistens begegnen dir am Tag einige sanfte Hügel mit ein bis zwei größeren Steigungen. In  diesem Fall gilt: “Wo es bergauf geht, geht es auch wieder bergab!” und die Abfahrt ist wirklich immer ein Riesenspaß!

Auch bei der Fahrtrichtung können wir dich beruhigen. Uns sind viele Radler entgegengekommen, die meinten, dass wir den Radweg falsch herum fahren und dadurch nur mit Steigungen zu rechnen hätten. Schwachsinn, es ist ganz egal, aus welcher Richtung du kommst!

Eine Ausnahme müssen wir jedoch machen: die Schweizer Alpen. Unsere Route endete am Bodensee. Wenn du motiviert bist und bis zur wirklichen Rheinquelle in Andermatt am Tomasee fahren willst, musst du gezwungenermaßen durch die Alpen. Dort sind die Strecken natürlich um einiges anstrengender. Du solltest daher schon im Vorfeld kürzere Etappen einplanen, um entspannt die Berge hoch zu radeln oder … öhm … zu schieben. 😉

Worauf solltest du beim Buchen einer Unterkunft auf dem Rhein-Radweg achten?

Der Rhein-Radweg führt durch einige wunderschöne Kulturlandschaften sowie sehenswerte Städte. Unterkünfte und Campingplätze sind in den touristischen Gebieten vor allem am Wochenende und in den Sommermonate sehr begehrt.

Planst du in der Ferienzeit unterwegs zu sein, empfehlen wir dir daher für diese Regionen, deine Unterkünfte im Voraus zu buchen. Nix verursacht mehr Stress, als nicht zu wissen, wo du die nächste Nacht verbringst.

Besonders am Bodensee ist es in der Hochsaison nahezu unmöglich spontan einen bezahlbaren Schlafplatz zu erhalten. Selbst mit einem kleinen Zelt wurden wir aus diesem Grund an zwei Campingplätzen abgewiesen.

Abseits der touristischen Gebiete haben wir unsere Zimmer und Zeltplätze problemlos einen Tag vor Ankunft gebucht. Das gab uns die Möglichkeit auch mal spontan länger zu bleiben und unsere Etappen dem Wetter sowie unserer Motivation anzupassen.

Im Schnitt haben wir für eine Nacht im Doppelzimmer oder in einer Ferienwohnung zwischen 50 € und 80 € bezahlt. In touristischen Hotspots, wie Konstanz, können diese aber auch mal 100 € kosten.

Wenn du lieber eine Nacht im Zelt verbringen möchtest, zahlst du für zwei Personen auf einem gut ausgestatteten Campingplatz zwischen 20 € und 30 €. Der Preis setzt sich meistens aus einer Personenpauschale sowie einem größenabhängigen Zeltpreis zusammen.

Liegt deine Tagesdistanz bei 50 km bis 70 km solltest du immer einen Campingplatz auf deiner Tour finden. Informiere dich trotzdem im Vorfeld über Lage und Auslastung. Einige Plätze liegen nicht direkt am Radweg oder sind hoffnungslos ausgebucht.

Für welche Unterkünfte und Zeltplätze wir uns entschieden haben, erfährst du in unserem Artikel zu den Etappen entlang des Hochrheins, Seerheins, Oberrheins und Mittelrheins

2 Kommentare

  1. Roberto Schmidt

    Hallo, ich freue mich, dass ich diesen Reisebericht gefunden und gelesen habe, denn genau diese Strecke möchte ich im Sommer fahren.
    Die Strecke Andermatt – Bodensee bin ich vor Corona gefahren.
    Auf der Strecke Andermatt – Bodensee hatte ich viel und starken Gegenwind. Wie war es bei euch mit dem Wind? Gegen- oder Rückenwind. Hiervon möchte ich meine bevorstehende Strecke Bodensee – Koblenz abhängig machen.
    Vielen Dank für Eure Unterstützung.
    LG aus Fürth.
    Roberto Schmidt

    Antworten
    • Niels

      Hallo Robert, wie schön, dass du zu uns gefunden hast. Wir freuen uns, wenn der Artikel dir geholfen hat. Ganz sicher können wir dir das leider nicht mehr sagen. 😬
      Allerdings können wir uns bei der Reise an keinen Tag mit wirklich starkem Gegenwind erinnern, wie es bei anderen Radwegen häufiger der Fall war. 😉
      Außerdem sind viele Streckenabschnitte durch Bäume geschützt, was die Fahrt sehr angenehm macht.
      Wir hoffen, dass hilft dir und melde dich gerne bei weiteren Fragen.

      Antworten

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