Rhein-Radweg | 3 Etappen entlang des Mittelrheintals | Von Koblenz nach Mainz

21 Sep 2020 | Radtouren, Rhein - Radweg

Als wir in Koblenz ankamen, wussten wir nicht viel über den Rhein-Radweg, geschweige denn der Region Mittelrheintal. OK, eigentlich wussten wir gar nichts und haben dementsprechend nicht wirklich viel erwartet.

Umso überraschter waren wir davon, was wir zwischen Koblenz und Mainz vorgefunden haben: eine der schönsten deutschen Kulturlandschaften, die wir bislang gesehen haben und das sagen wir nicht nur, weil wir Wein lieben! 🙂

Wir zeigen dir in diesem Artikel, warum du dir eine Fahrradtour durch das Welterbe Mittelrheintal auf gar keinen Fall entgehen lassen solltest und verraten dir unsere Tipps zu Strecken, Sehenswürdigkeiten und Campingplätzen!

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Kartendaten: @OpenStreetMap

 

Das obere Mittelrheintal ist knapp 65 Kilometer lang und seit 2002 UNESCO Weltkulturerbe. Der Rhein hat sich hier tief in das rheinische Schiefergebirge eingegraben, wodurch traumhafte Schieferhänge entstanden, die einem stets das Gefühl geben in der sonnigen Toskana unterwegs zu sein. 

Die sonnenreiche Lage sorgt dafür, dass hier eine Jahrhunderte alte Weinbaukultur besteht, die noch immer viele Qualitätsweine hervorbringt und Liebhaber aus aller Welt anzieht.

Außerdem ist das Rheintal schon immer ein wichtiger Verkehrsweg zwischen Süd- und Nordeuropa gewesen. Im Zuge dessen entstanden insgesamt über 40 Burgen, Schlösser und Ruinen, die noch heute herrschaftlich in den Hügeln thronen und diesen Streckenabschnitt so besonders machen.

Allerdings birgt die Formation des rheinischen Schiefergebirges auch seine Nachteile. Die Uferabschnitte des Mittelrheintals sind recht schmal, sodass die Orte sehr langgezogen und stets von Bahnlinien sowie Landstraßen durchzogen sind. Verkehrslärm gehört hier leider zur Tages- und Nachtordnung.

Trotzdem sind die kleinen Ortschaften malerisch und bieten eine Vielzahl an Einkehr- und Rastmöglichkeiten. Neben gemütlichen Biergärten am Ufer, findest du alte Stadtmauern, historische Gebäude und imposante Kirchen.

Fazit/ Tipp: Planst du eine Tour durch das obere Mittelrheintal, solltest deine Etappen kürzer planen und die Zeit für Ausflüge nutzen, denn diese Region bietet unglaublich viele Wander- und Kulturmöglichkeiten.

Wir haben diesen Rheinabschnitt in drei kürzere Etappen unterteilt und sind im Schnitt nur 30 Kilometer pro Tag gefahren. So konnten wir einige lohnenswerte Ausflüge einbauen und auch mal den einen oder anderen Wein mehr probieren. 😉

Aber genug geredet, jetzt geht es auf die Piste!

Etappe 1: Von Koblenz nach St. Goar

Dauer: 2:38 Stunden
Distanz: 36,7 km

Vom Deutschen Eck und der Mosel in Koblenz, fährst du auf der ersten Etappe nach St. Goar. Schon direkt hinter Koblenz beginnen die steilen Uferhänge und es erwarten dich die ersten Herrschaftssitze in den Hügeln – das Schloss Ehrenfels, die Burg Lahneck sowie die Marksburg. 

Wichtig: Lediglich die linke Rheinseite besitzt einen gut ausgebauten Radweg. Solltest du wie wir auf der rechten Rheinseite landen, fährst du gut 35 km direkt neben der viel befahrenen B42. Ein spontaner Uferwechsel ist fast unmöglich und du musst auf die Fähre zurückgreifen, welche an Zeiten gebunden ist. Die Umgebung konnten wir so kaum genießen und haben uns im Nachhinein ziemlich geärgert. Damit dir das nicht passiert, achte darauf linksrheinisch zu bleiben!

Ungefähr 20 km radelst du entlang bewaldeter Uferhänge, grüner Weinberge und mindestens drei weiteren Burgen und Schlössern, bis du das sehenswerte Fachwerkstädtchen Boppard erreichst. Dort solltest du eine Kaffeepause einlegen und durch die niedlichen Gassen schlendern. 

Wir empfehlen dir sogar einen längeren Stopp in Boppard einzulegen …

Ausflugstipp – Rheinschleife
… denn ein wirklich schöner Ausflug ist der Aufstieg zum Gedeonseck. Von dort hast du eine spektakuläre Aussicht auf das Rheintal sowie die größte Rheinschleife des Flusses. Bestimmt hast du diese schon einmal in Zeitschriften oder Kalendern gesehen, denn die Rheinschleife ist einer DER Fotospots in Deutschland!

Ausflugstipp – Vierseenblick
Nicht ganz so spektakulär, aber trotzdem einen Blick wert, ist der 300 Meter entfernte Aussichtspunkt Vierseenblick. Dort wirst du nicht, wie der Name vermuten lässt, vier schöne Seen finden, sondern, na klar, den Rhein! Vom Aussichtspunkt aus wird der Fluss vom Gebirge teilweise verdeckt, sodass dieser wie vier Seen aussieht. Irgendwie cool!

Beide Aussichtspunkte kannst du auf einem Rundweg erreichen. Dieser beginnt am nördlichen Ende von Boppard und ist etwa 6 km lang. Für die gesamte Tour solltest du gut 2,5 bis 3,5 Stunden einplanen und genügend Wasser einpacken, denn du hast gut 500 Höhenmeter zu bewältigen. 

Wenn du es lieber gemächlich magst, kannst du das Gedeonseck auch mit der Seilbahn erreichen. Eine einfache Fahrt kostet 5,50 € pro Person, die Hin- und Rückfahrt 9 €. Für 1,50 € pro Stück ist auch die Fahrradmitnahme möglich. Das Gepäck muss jedoch abgenommen werden, um das Rad im Hängeträger transportieren zu können.

Sollten deine Beine dann noch mitspielen, radelst du weiter bis nach St Goar, dem heutigen Etappenziel. Natürlich begegnest du auf der 14 km langen Strecke immer wieder historischen Fotospots, wie der Burg Maus oder der Burg Liebstein. 

Hier haben wir in St. Goar übernachten

Wir haben die Nacht auf dem Campingplatz Loreleystadt verbracht. Dieser liegt in St. Goarshausen, auf der anderen Rheinseite von St. Goar. Beides ist mir der Fähre direkt verbunden.

Der Campingplatz liegt direkt am Rhein, sodass du mit einem schönen Blick auf den Rhein und die Burgruine Rheinfels einschlafen kannst. Die Rasenplätze sind gepflegt und ausreichend Platz ist vorhanden. Die sanitären Anlagen sind allerdings begrenzt und in die Jahre gekommen, für eine Nacht aber ausreichend. Ein Supermarkt ist mit dem Rad in fünf Minuten zu erreichen. Pro Person haben wir 8,50 € und zusätzlich eine größenabhängige Zeltgebühr zwischen 4,50 € und 10,50 € bezahlt. 

Weitere Möglichkeiten in St. Goar zu übernachten

Wenn du lieber linksrheinisch übernachten möchtest, findest du auch direkt in St. Goarshausen zwei Campingplätze. 

Der Platz Camping & Gasthaus Friedenau, liegt 1,2 km außerhalb der Stadt, am Fuße der Burgruine Rheinfels. Für eine Nacht zahlst du hier 6,70 € p. P. sowie eine Zeltgebühr zwischen 4,00 und 5,00 €. Eine Reservierung im Vorfeld ist nicht möglich.

Der Campingplatz Loreleyblick befindet sich direkt am Rheinufer mit Blick auf den berühmten Loreleyfelsen. Auch hier sind keine Reservierungen im Vorfeld möglich. Pro Person und Nacht zahlst du hier 7,00 € sowie eine Zeltgebühr ab 3,00 €. Vielleicht hörst du hier des Nachts eine junge Loreley singen? 🙂

Etappe 2: Von St. Goarshausen nach Rüdesheim

Dauer: 2:39 Stunden
Distanz:
32,6 km
Gesamt:
69,3 km

Die zweite Etappe beginnt direkt mit einer deutschen Sagen-Gestalt – der Loreley. Der weltbekannte Felsen von dem aus, die schöne Loreley, mit ihrem Gesang die Schiffer ins verderben riss, liegt nur einige Meter von St. Goarshausen entfernt. 

Wenn du magst, kannst du diesen auf Wanderwegen erklimmen oder einfach im Vorbeifahren bestaunen. Im Loreleyhafen in St. Goarshausen wurde der berühmten Figur sogar eine Statue gewidmet.

Anschließend führt dich dein Weg durch Oberwesel und Bacharach. Beides sind traumhafte kleine Rheinorte, die wunderschöne Fachwerkhäuser, historische Gassen und gut erhaltene Burgen besitzen. Mindestens einen Fahrradstop solltest du hier einplanen. 

Das heutige Etappenziel ist die Stadt Bingen. Hier treffen die Flüsse Nahe und Rhein aufeinander sowie die vier Weinanbaugebiete Rheinhessen, Nahe, Rheingau und Mittelrhein. Aus diesem Grund wird Bingen auch als heimliche deutsche Weinhauptstadt betitelt.

Im Hafen von Bingen kannst du mit der Fähre auf die andere Rheinseite fahren. Dort befindet sich der Winzerort Rüdesheim, welcher weltweit für seine Drosselgasse – “die fröhlichste Gasse der Welt”, bekannt ist. Jährlich reisen knapp 3 Millionen Touristen aus aller Welt in die berühmte Straße. Hier reiht sich in niedlichen Fachwerkhäusern ein Weinlokal an das nächste. Leider findest du aufgrund der vielen Touristen auch jede Menge Souvenirshops gefüllt mit Nussknackern, Kuckucksuhren und Hummel-Porzellan. 

Ausflugstipp Niederwalddenkmal
Trotzdem empfehlen wir dir einen Besuch in Rüdesheim. Denn der kleine Ort hat wirklich mehr als nur die Drosselgasse zu bieten, so z. B. das imposante Niederwalddenkmal. Es wurde um 1883 als Erinnerung an die Gründung des deutschen Reiches errichtet. Aber nicht nur das übergroße Denkmal hat uns beeindruckt, sondern vor allem der Ausblick, der sich von dort auf das Mittelrheintal bietet. 

Besucht haben wir das Denkmal mit dem Ringticket. Mit diesem schwebten wir in der Niederwald-Seilbahn über die grünen Rebhänge den Berg hinauf. Oben angekommen,  wanderten wir knapp 3 km zum Denkmal und mehreren Aussichtspunkten. Hier können wir uns nur wiederholen, die Aussicht ist atemberaubend. Bergab ging es mit einem Sessellift nach Assmannshausen, um anschließend mit dem Schiff über Bingen zurück nach Rüdesheim zu schippern. Das Ticket kostet 17 € p. P.

Ausflugs-Highlight
Während unserer Wanderung durch den Niederwald haben wir eine kleine Holzhütte entdeckt, die sich als Self-Service Weinkeller entpuppte. Nach der Bezahlung über Paypal hast du freien Zugang zum Inhalt der Hütte: gekühlter Wein, Wasser und saubere Gläser. Schnell ein nettes Plätzchen gesucht und den Ausblick genossen. Einfach phänomenal und das absolute Highlight dieser Tour! 

Hier haben wir in Rüdesheim übernachtet:

Freunde haben uns die Übernachtung im Campingplatz am Rhein in Rüdesheim empfohlen und uns damit nicht enttäuscht. Er gehört zu den besten Plätzen, die wir auf unserer Tour gesehen haben. Der Platz ist sehr grün und gut gepflegt, mit sauberen und großzügigen Sanitäranlagen. Außerdem findest du auf dem Platz Gastronomie sowie einen kleinen Kiosk mit Brötchenservice. Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit. 

Zum Stadtzentrum Rüdesheim sind es nur 800 m. Der Preis für eine Nacht liegt bei 7,40 € p. P. und einer Zeltgebühr zwischen 7,00 € und 10,00 €.

Weitere Übernachtungsmöglichkeiten in Bingen:

Alternativ kannst du auch in Bingen  übernachten. Dort findest du zentrumsnah den Campingplatz Hindenburgbrücke. Er liegt direkt am Rhein und ist ein echtes Familienunternehmen. Schon seit 70 Jahren wird der Platz von der Familie Bauer geführt. Die Sanitäranlagen sind modernisiert und sauber. Außerdem findest du auf dem Gelände einen Kiosk sowie eine Gaststätte mit eigener Schlachtung. Für ein Zelt mit zwei Personen zahlst du für eine Nacht 16,50 €.

Etappe 3: Von Rüdesheim nach Mainz

Dauer: 2:03 Stunden
Distanz: 31,4 km
Gesamt: 100,7 km

Auf der heutigen Etappe verlässt du die typische Landschaft des oberen Mittelrheintals. Die hohen Schieferhänge verschwinden und du fährst durch grüne Landschaften, immer an der Rheinpromenade entlang. 

Achtung
Für diese Etappe musst du die Rheinseite wechseln, denn die Rheinpromenade  befindet sich rechtsrheinisch und führt dich von Rüdesheim bis Mainz. 

Folgst du der Promenade erreichst du die Wein-, Sekt- und Rosenstadt Eltville. Hier trifft sich alles was “Sehen-und-Gesehen-werden” will. Der kleine Ort ist aber auch wirklich schön und die älteste Stadt im Rheingau. 

Direkt an der Rheinpromenade steht die kurfürstliche Burg Eltville. Leider konnten wir diese wegen Umbauarbeiten nicht besichtigen, stattdessen haben wir dem Rosengarten im ehemaligen Burggraben einen kostenlosen Besuch abgestattet und waren überwältigt von der Farbenpracht und den Düften. 

Aber auch die Altstadt von Eltville mit ihren schönen Fachwerkhäusern und vielen Restaurants ist einen Besuch wert. Hier kannst du jede Menge regionaler Weine und Spezialitäten probieren.

Tipp: Folgst du dem ausgeschilderten Radweg stößt du automatisch auf den Eltviller Weinprobierstand. Dieser ist ein Gemeinschaftsprojekt acht regionaler Weingüter, welche im wöchentlichen Wechsel ihren Wein und Sekt in Probiergrößen ausschenken. Uns fiel es hier ziemlich schwer, vernünftig zu bleiben und nach zwei Gläschen schon weiter zu radeln. Zu schön ist die Kombination aus leckerem Wein und dem Blick aufs Wasser!  

Nach gut 10 km erreichst du dann das Wiesbadener Stadtgebiet. Dort radelst du am Schloss Biebrich vorbei, indem heute die hessische Landesregierung sitzt. Willst du hier einen Abstecher in die Wiesbadener Innenstadt machen, musst du etwa 5 km vom Rhein-Radweg abweichen. 

Wir sind direkt weitergefahren und standen kurze Zeit später im Ortsteil Mainzer Kastel. Dieser gehört nicht, wie der Name vermuten lässt zu Mainz, sondern zu der Stadt Wiesbaden und damit in das Bundesland Hessen. Schon immer war die Zugehörigkeit ein Streitpunkt und viele Bewohner fühlen sich deshalb insgeheim als Mainzer. 

Um die quirlige Studentenstadt zu erreichen, musst du von hier nur noch die historische Theodor-Heuss-Brücke überqueren. Schon stehst du auf der belebten Rheinpromenade, auf der an lauen Sommerabenden viele Picknicks veranstaltet werden. Klar, dass wir uns dies mit Wein, Käse und Baguette im Gepäck nicht entgehen lassen. 

Mainz hat uns unglaublich gut gefallen. Der historische Stadtkern, die Lage am Wasser und das unbeschwerte Lebensgefühl der Mainzer hat uns schnell überzeugt, ein paar Tage länger in der Stadt zu bleiben. Spätestens als wir die Mainzelmännchen an den Ampeln entdeckten, waren wir verliebt!

Hier haben wir in Mainz gegessen:

Mainz hat wirklich eine große Auswahl an Restaurants, Weinlokalen und Bars. 

Uns hat es in das italienische Restaurant Da Vito – cucina italiana e pasta manifattura direkt im Zentrum verschlagen. Dort bekommst du eine Auswahl an leckeren und frisch belegten Pizzen. Bekannt ist die Cucina allerdings eher für ihre selbstgemachte Pasta. Einmal die Woche wird diese frisch zubereitet und sogar außer Haus verkauft.

Ein weiterer Tipp ist das Cafè Müller. Hier haben wir unseren allerbesten Kaffee bisher getrunken. Jeden Morgen hat es uns hierher verschlagen. Denn aus etwa 30 verschiedenen Kaffee- und Espressoröstungen kannst du deinen Lieblingskaffee wählen. Das Schöne ist, dieser ist nachhaltig produziert und schonend geröstet. Dies macht ihn besonders säurearm, sodass sogar Lisa als absolute Milch-im-Kaffee-Trinkerin, auf diese verzichten konnte.

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